Von meinen mehr als 40 Newsroom-Analysen weltweit haben mich vier imposante Newsrooms begeistert, als ich sie zum ersten Mal erlebt habe: die Newsrooms von Univision in Miami, von DR in Kopenhagen, der BBC in London und der Styria Media Group in Graz. Der BBC-Newsroom galt sogar zur Eröffnung im Jahr 2012 als „Europe’s biggest newsroom” – big is beautiful?
Von Volker Matthies
Eines bewirken große Newsrooms in jedem Fall: Sie machen Eindruck. Aber wie steht es um das, weswegen überhaupt ein Newsroom aufgebaut wird? Ein Newsroom bringt Menschen in Kontakt. Er ermöglicht Nähebeziehungen. Er vereint Planung, Produktion und Distribution von Inhalten unter einem Dach. Er ist das physische Herzstück von kanal- und medienübergreifender, von interner und externer Kommunikation.
Reduktion auf austauschbare Rolle am Desk
Ein Newsroom wie der von Univision in Miami ist natürlich ein höchst effizientes Konstrukt: Mehr als 150 Arbeitsplätze in einer Halle. Meine Erfahrung, die ich immer wieder gemacht habe: Die Menschen arbeiten nicht gerne (und damit: nicht gut) in zu großen Strukturen, in denen sie auf eine Rolle an einem Desk reduziert werden und schon drei, vier Desks weiter nicht wissen, wer da eigentlich arbeitet. Von den Newsroom-Planern und dem Management habe ich das nie bestätigt bekommen – von denen, die im Newsroom arbeiten, hingegen schon.
Schwierige Raumkonditionierung
Große Newsrooms können damit ganz andere Probleme mit sich bringen: ein hohes Niveau an Lärm/Geräuschen, dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht ausweichen können. Was passiert dann? Im DR-Newsroom in Kopenhagen wurden “Krachampeln” aufgestellt: Sie sollen die Mitarbeitenden disziplinieren, nicht zu laut zu reden. Der wirklich sehr repräsentative DR-Newsroom hat noch ein anderes Problem zu Tage gebracht: Die Konditionierung bzw. nicht mögliche Konditionierung des Raumes (Stichwort: Fallwinde) hat dazu geführt, dass ein Teil der Newsroom-Fläche nicht mehr dauerhaft genutzt werden konnte.
Don’t put all in one room
Was ist nun also die ideale Größe für einen Newsroom? Natürlich gibt’s dafür keine idealtypische Formel. Es kommt immer auf die individuelle, publizistische Zielsetzung des Unternehmens an, auf den Markt, die Zielpublika, die Kanal- und Plattformausrichtung, den tatsächlichen und den angestrebten Medieneinsatz. Einfach auf Größe zu setzen und alles mit allem räumlich in Beziehung zu setzen, halte ich nicht für den richtigen Weg. Oder wie es mir Inge Vrancken, langjährige Chefredakteurin von VRT-News in Brüssel, nach zehn Jahren Newsroom-Erfahrung sagte: “Don’t put all in one room.”